Literaturwettbewerb „Finde Deine Worte“ zum 10. LIWO SYLT
Zum 10. Jubiläum suchten wir unseren LIWO-Text.
Der „Herbst auf Sylt“ ist für Sylt-Begeisterte und Teilnehmer am Literaturwettbewerb vielschichtig und tiefsinnig: Es ist die Verbindung zwischen Kindheitserinnerung und dem Heute. Es sind die Erlebnisse zwischen Großstadtflucht und der Natur, zwischen Sommer und Herbst. Beziehungen untereinander und zur Natur. Es sind die Gedanken über das Meer, die Weite, Wellen und Wind. Der Herbst auf Sylt kann auch die Verbindung zum großen Ganzen, zum Herbst des Lebens sein.
Persönliche Worte, tiefgründige Texte, liebevolle Geschichten, Erinnerungen, Ideen und Gedanken haben den Literaturwettbewerb in vielen Worten und Farben gestaltet. Es gibt Lyrik, melancholische Verse, tiefe Gedanken und leichte Erinnerungen. Ein offenes oder ein überraschendes Ende.
Die Jury, bestehend aus Elke Heidenreich, Claudia Ebert, Sonja Valentin, Julia Westlake und Rainer Moritz, bedankt sich herzlich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern und freut sich über den beeindruckenden Schaffensdrang und die vielseitige Kreativität.
Wir wünschen Ihnen weiterhin Ideenreichtum, kreative Worte und bunte Inspirationen. Lieben Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben und Ihren Beitrag eingesendet haben!
DIE GEWINNERIN
„Herbst auf Sylt“
von Sandra Meyer
„Immer, wenn ich verreise, trage ich die Schuhe meiner Mutter. Es sind schwarze Turnschuhe mit einem geringen Anteil an Weiß, seitlich geschnürt und eigentlich nicht mein Stil. Ich selbst hätte sie mir nie gekauft. Aber man gewöhnt sich an alles, auch an eine Ästhetik, die einem fremd ist.
„Walking in a dead man’s shoes“. Das sagte mir mal ein Freund, als ich in einem Gespräch auf meine Füße zeigte, die in diesen Schuhen steckten. Er sagte nichts weiter, sah mich nur bedeutungsschwer an. „Aberglaube, blaba“, winkte ich ab. Warum sollte es Unglück bringen in den Schuhen eines Toten durchs Leben zu laufen? …“
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Gratulation an (v.l.n.r.) Sarina Keller, Sandra Meyer und Corinna Buttler, die im Rahmen der Veranstaltung „Das literarische Trio“ beim 10. LIWO Sylt Ihren Preis entgegen nahmen.
Es gratulierten Rainer Moritz, Julia Westlake, Claudia Ebert und Elke Heidenreich sowie alle Protagonisten der Privathotels Sylt.
Platz 2
„Sylter Herbstwege“
von Corinna Buttler
Sylter Herbstwege
gehen auf kindheitswegen,
einsamer dünenpfad, sand, heide,
im august unverschämt lila, jetzt demutfarben endlich, aber wind von see, der nebel lässt los,
herbstsonne, milchig und matt.
einatmen, ausatmen, gehen,
sehen und hören und riechen und schmecken,
salz, heide, möwen, sand und tang.
und immer weiter gehen, dem westwind entgegen.
schnell, über den letzten dünenkamm, in erwartung des meeres
und plötzlich und immer wieder das kind,
das zum ersten mal das meer sieht,
nicht aufhören kann die Gischt in sich aufzusaugen.
mit weitem Herz, ganz bei sich. beschenkt, sein glück in den wind singt, sich nicht lösen will, nicht den blick abwenden kann von den wellen. welle auf welle, vergängliche schönheit, unendliche kraft,
einatmen, ausatmen, gehen,
sehen und hören und riechen und schmecken,
salz, heide, möwen, sand und tang.
und immer weiter …
Platz 3
„Apfelernte“
von Sarina Keller
Jetzt saß er hier. Die Regentropfen kugelten freudig seine neue Scheibe herunter bis sie sich zu dem kleinen Rinnsal vereinigten, das in die Wiese lief und dort im saftigen Grün verschwand. Jetzt hatte er gerade eine gute Routine entwickelt, schaffte das wieder alleine, zumindest bei Ohne-Regen-Wetter!
Jetzt würde die Wiese ihn nicht mehr halten, so triefend nass wie sie nun ist. Jetzt reibt er dann eben den Apfel an seinem Hemd bis er glänzt und beißt hinein. Zum Glück geht auch das. Die Ernte eines Sommers vieler Sonnenstrahlen. Alt ist er noch nicht, der kleine Apfelbaum, der seit zwei Jahren seinen kleinen Garten schmückt. Normalerweise pflanzt man junge Bäumchen für die Jüngsten zur Geburt. Wahrscheinlich dachten sie, es passt, weil er ja schließlich nun seinen zweiten Spätherbst des Lebens ernten darf, obwohl er eigentlich schon in seiner Winterschlafhöhle lag! Aber irgendwie sollte die Flut ihn noch einmal auf seine Insel spülen, etwas ersoffen zwar, das Wasser stand ihm überall, aber es wich genauso wie es seinen Körper geflutet hatte, langsam wieder, als ob die Ebbe in Zeitlupe sich vor dem Morsum Kliff langsam im Wattsand versteckt…
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