DIE 11. LITERATURWOCHE

Katharina Hagena, in Karlsruhe geboren, lebt als Schriftstellerin in Hamburg. Ihre Bücher wurden in mehr als zwei Dutzend Sprachen übersetzt.
2008 erschien ihr aufsehenerregendes Debüt »Der Geschmack von Apfelkernen«. »Flusslinien« ist ihr vierter Roman.

18:00 Uhr, Feuerwache Tinnum
117 Euro pro Person inkl. 3-Gang-Menü und Getränke
im Landhaus Stricker

Moderation: Julia Westlake

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Martin Mittelmeier, 1971 geboren, war Lektor und Programmleiter bei renommierten Publikumsverlagen. Seit 2014 arbeitet er als freier Lektor und Autor. Zudem ist er Honorarprofessor am Institut für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität zu Köln.

Los Angeles in den 1940er- Jahren: Die Westküste ist ein Traumort, die Exilanten aus Europa trauen ihren Sinnen nicht. Hier sind sie alle gestrandet, die im NS-Deutschland keine Heimat mehr haben oder haben wollen, allen voran: Thomas Mann. Sie feiern, reden sich die Köpfe heiß, streiten darum, wie ein demokratisches Deutschland nach Hitler aussehen könnte. Mann ist der König der Emigranten, bewundert, beneidet, angefeindet. In Pacific Palisades will er im »Doktor Faustus« die genuin deutschen Wurzeln des Nationalsozialismus ans Licht bringen. Atmosphärisch dicht und lebensnah erzählt »Heimweh im Paradies. Thomas Mann in Kalifornien« (DuMont) von den Hoffnungen, Begegnungen, Anfeindungen und Triumphen des Nobelpreisträgers. »Wie kann man über Thomas Mann heute schreiben? So: geistreich, komisch und mit lässigem Ernst.« (Saša Stanišic´)

Meike Rötzer, 1971 in Westfalen geboren, absolvierte eine Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg- Schule in München, hatte viele Engagements, war lange Jahre Lektorin, gründete 2022 den Erzählbuchverlag und tritt mit grandiosen Performances allenthalben auf. 2023 war sie in der Kategorie »Beste Interpretin « nominiert für den Deutschen Hörbuchpreis.

Man kennt es, das Sanatorium Berghof im Schweizer Hochgebirge mit seiner illustren Gesellschaft eigenwilliger Persönlichkeiten, in die Hans Castorp aufgenommen wird. Im Zentrum der »Zauberberg «-Performance stehen die bestechenden Charaktere, irrwitzigen Situationen und Castorps unentwegte Suche. Neben philosophischen Ausführungen über die Zeit oder die Krankheit bilden die brillanten Dialoge der beiden widerstreitenden Mentoren Castorps das politische Kernstück. Der Diskurs der beiden Gelehrten endet in einem Duell – der weltberühmte Roman mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. »Meike Rötzer vollbringt hier das Kunststück, Thomas Manns Roman so zu erzählen, dass sie nicht nur dessen inhaltlich wichtigsten Punkte und Figuren unterbringt, sondern auch die passende Atmosphäre schafft.« (SWR3)

Michael Krüger, 1943 in Wittgendorf geboren, wurde 1968 Lektor im Carl Hanser Verlag, dessen Leitung er von 1986 bis 2013 innehatte. Er veröffentlicht seit 1972 Gedichte, Erzählungen, Romane und Erinnerungen, die ihn aufs Neue als den großen Homme de lettres des deutschen Literaturgeschehens ausweisen.

Sein ganzes Leben hat Michael Krüger mit Dichtern verbracht. Er hat ihre Bücher verlegt, in der Zeitschrift »Akzente « gedruckt, mit dem Petrarca-Preis, den er mit seinen Freunden Nicolas Born, Bazon Brock, Hubert Burda und Peter Handke begründet hat, ausgezeichnet. Zahllose Lesungen hat er eingeleitet und hundert Lobreden gehalten, ist mit den Dichtern auf Reisen gegangen. In »Unter Dichtern« (Suhrkamp) erzählt Krüger von seinen zahllosen Begegnungen, amüsant, lehrreich, zu unserer Unterhaltung und Erbauung versammelt und von heute aus in Zusammenhang gebracht.

Kristine Bilkau, 1974 in Hamburg geboren, erhielt bereits für ihr Romandebüt »Die Glücklichen« ein begeistertes Echo und wurde mit mehreren Preisen bedacht. Mit »Nebenan« stand sie auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. »Halbinsel« (Luchterhand) wurde mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2025 ausgezeichnet.

Eine Halbinsel im nordfriesischen Wattenmeer. Hier, an der Nordsee, lebt Annett, Ende vierzig, hier hat sie nach dem frühen Tod ihres Mannes ihre Tochter Linn allein großgezogen. Linn, Mitte zwanzig, ist nach dem Abitur voller Energie in die Welt gezogen und arbeitet nun für ein Aufforstungsprojekt. Während eines Vortrags kippt Linn um, ein Kreislaufzusammenbruch. Annett holt sie zu sich nach Hause, ans Meer. Zerrieben zwischen Leistungsdruck und Sinnsuche, scheint Linn an einem Nullpunkt. Annett fühlt sich hilflos angesichts der Antriebslosigkeit ihrer Tochter. Mit der Zeit brechen Konflikte auf, zwischen Mutter und Tochter, aber auch zwischen zwei Generationen.

Anja Kampmann, 1983 in Hamburg geboren, veröffentlicht Lyrik und Prosa. Ihr erster Roman »Wie hoch die Wasser steigen« wurde für den Deutschen Buchpreis nominiert und war Finalist für den National Book Award in den USA. Ihr Werk wurde mit dem Günter-Kunert-Literaturpreis für Lyrik und 2024 mit dem Marie-Luise- Kaschnitz-Preis ausgezeichnet.

Hedda hat sich ihren Traum erkämpft: Artistin im »Alkazar« auf der Reeperbahn. Doch nichts zählt mehr, als in den 1930-Jahren die neuen Uniformen im Publikum auftauchen. Die Freiräume verengen sich, und auch für die Mädchen im Varieté wird es gefährlich. Wem kann Hedda noch trauen? Ihr Bruder Jaan heuert derweil als Harpunenschmied auf einem Walfänger an, für eine Fahrt in die Antarktis. Und auch Hedda sucht für sich und ihren kleinen Bruder Pauli nach Auswegen. »Die Wut ist ein heller Stern« (Hanser) erzählt in einer unvergleichlich atmosphärischen Sprache eine Geschichte weiblicher Selbstbehauptung aus einer von Männern dominierten Zeit.

Tommie Goerz, in Erlangen geboren, machte sich über Jahre als Krimiautor einen Namen. Auch sein literarisches Debüt »Im Tal« wurde von Publikum und Kritik begeistert aufgenommen. Goerz war Langzeitstudent, Hüttenwirt, Automatenwart, Schallplattenvertreter, Lehrbeauftragter, Almknecht und erfolgreicher Werber.

Der alte Max hat alle Zeit. Draußen vor dem Fenster legt sich der Schnee wie eine Decke über das Dorf. Da läutet das Totenglöckchen. Es schlägt für den Schorsch, der viel mehr war als nur ein Freund, ein Leben lang. So macht sich Max auf zur Totenwacht, wo die Alten zusammenkommen, um dem Verstorbenen zu gedenken. Eine ganze Nacht erzählen sie von der Ernte, von Abenden in der Wirtsstube, vom kleinen Glück. Und vom Schorsch. Erst im Morgengrauen kehrt Max heim. Im Licht des neuen Tages ist ihm klar: Nichts davon wird wiederkommen. Nur die Erinnerungen an dieses Leben bleiben, solange er da ist … »Im Schnee« (Piper) – ein »Meisterstück« (Deutschlandfunk).

Peter Stamm, 1963 geboren, lebt in der Schweiz. Er veröffentlicht, beginnend mit »Agnes« (1998), Hörspiele, Erzählungen und Romane, wodurch er zu einem der bekanntesten deutschsprachigen Autoren wurde. »Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt« wurde mit dem Schweizer Buchpreis 2018 ausgezeichnet.

Nahbar und subtil erzählt Peter Stamm in seinen Erzählungen aus dem Leben der Menschen. Sie suchen nach einem Neuanfang, müssen Kompromisse aushalten, stellen sich den Krisen der Gegenwart: Nach einem Unfall in der Heimat unterrichtet ein Schweizer Skilehrer in einer westdeutschen Skihalle. Eine Schauspielerin verliert sich in ihren Figuren. Und Schnee und Eis bedecken eine verlassene Stadt. Stamm zeigt in »Auf ganz dünnem Eis« (S. Fischer), wie kunstvoll und vielschichtig Geschichten auf wenigen Seiten erzählt werden können, wie eine einzelne Erzählung einen länger beschäftigt als ein umfassender Roman.

Rainer Moritz, in Heilbronn geboren, leitete viele Jahre das Literaturhaus Hamburg. Er ist Übersetzer, Kritiker und Autor zahlreicher Bücher, darunter zuletzt »Mögen Sie Madame Bovary? Lieblingsfiguren der Weltliteratur«.

Was soll man lesen? Welche Romane, Gedichte oder Theaterstücke lohnt es, wieder in die Hand zu nehmen oder erstmals für sich zu entdecken? »Das Jahr in Büchern. Literaturtipps für jeden Tag« (Reclam) macht aus der Not eine Tugend und gibt unerschrocken satte 366 Empfehlungen (Schaltjahre also inbegriffen). Ob Vertrautes oder Überraschendes – auf jeder Seite findet sich ein Buchtipp, mit direktem oder charmantem Bezug zum Datum oder zur Jahreszeit. So entsteht Neugier, den Horizont zu erweitern und sich dem Entlegenen, dem manchmal zu Unrecht Vergessenem zuzuwenden. Ein wunderschön gestaltetes Hausbuch, das dazu ermuntert, die eigenen Regale abzuschreiten oder Buchhandlungen, Antiquariate und Bibliotheken zu durchstöbern.

Caroline Wahl, 1995 in Mainz geboren, sorgte mit ihren Bestsellern »22 Bahnen« und »Windstärke 17« für ein Aufsehen, wie man es zuvor im deutschen Literaturbetrieb selten erlebt hat. Für ihre Bücher erhielt sie den Ulla-Hahn-Autorenpreis und dem Grimmelshausen-Förderpreis.

Eine Karriere als Musikerin – das war eigentlich Charlottes größter Wunsch. Aber jetzt ist es ja zu spät, und sie muss sich dringend um einen Job kümmern. Sie findet eine Stelle in einem Münchner Verlag. Im Vorzimmer des Verlegers sitzt sie nah am Zentrum der Macht. Dass der seine Assistentinnen oft auswechselt, kriegt sie schnell mit. Aber sie entwickelt ein gutes Verhältnis zu ihrem Chef, der ihre Stärken erkennt, ihr vertraut. In wunderbar lakonischem Tonfall, mit Humor und Tiefgang erzählt Caroline Wahls »Die Assistentin« (Rowohlt) von einer jungen Frau, die sich nicht zum Opfer machen lassen will und doch in eine Lage gerät, die viele Menschen kennen: wenn einem der Beruf zur Hölle wird. Eine ganz alltägliche Leidensgeschichte, ein Roman über Resilienz und Überleben.

Dieses Buch oder doch lieber jenes? Wie bitte findet man unter den zahllosen Neuerscheinungen diejenigen, deren Lektüre lohnt? Wie erfährt man, welche Werke vielleicht überschätzt werden? Und wie lässt sich über Bücher mit guten Argumenten und mit Witz trefflich streiten?

Die Journalistin und Moderatorin Julia Westlake, der Autor und Literaturchef der Frankfurter Allgemeinen Andreas Platthaus und der Autor und Kritiker Rainer Moritz kommen zu dieser Matinee zusammen und diskutieren über vier, fünf belletristische Novitäten des Herbstes. Ob sie sich dabei in die Haare kriegen werden, ob sie loben oder mäkeln oder ob sie womöglich begeistert einer Meinung sein werden? Das wird sich zeigen – wenn sie lebendig, munter und kenntnisreich über Bücher diskutieren, ohne Netz und doppelten Boden. Und überdies: Je zwei Buchempfehlungen haben die Drei von der Budersand-Bühne auch parat!